Um einen Schatz zu finden, muss man graben.
Und wie ich gegraben habe!
Zuerst war der Schatz ziemlich unscheinbar. Beim Wandern über dicke grüne Almwiesen, sah ich zufällig am Waldesrand zwischen den saftigen Grashalmen, ganz unten niederliegend am Boden, aber doch in aufrechter Haltung, kleine zarte gelbe Blüten leuchten. Ich kniete mich nieder und freute mich riesig als ich feststellte, was ich denn da gefunden haben.
Den Blutwurz auch Aufrechtes Fingerkraut genannt oder lateinisch Potentilla erecta.
Das Pflänzchen sieht zwar ziemlich fein und zart aus, ja fast schon filigran, aber die Wurzel besitzt eine mächtige Wirkung. Bis dato kannte ich den Blutwurz nur als wohltuenden Kräuterlikör, der in einer großen 0,7 l Flasche verkauft wird. Schon immer wunderte es mich, wie viele Würzelchen darin wohl enthalten sein müssen.
RAN AN DIE WURZEL
Also gut, dachte ich mir, dann nichts wie ran an die Wurzel. Vorsichtig wollte ich die Pflanze samt Wurzel mit meinen Händen ausgraben, aber da tat sich nichts. Fest verankert reckten sich mir die Pflänzchen entgegen, aber an die Wurzel kam ich nicht ran. Das irritierte mich, denn ich stellte mir zu dem kleinen Pflänzchen eine ebenso kleine Wurzel vor. Also nahm ich ein Ast zur Hilfe und begann damit zu graben.
Und dann entdeckte ich langsam den Wurzelstock. Nicht sehr tief, aber fest verankert legte ich das kräftige Rhizom frei, was ja an und für sich typisch ist für Fingerkräuter.
Aber das hätte ich mir nicht gedacht!
Da hatte ich im wahrsten Sinnen des Wortes die Blutwurz. Vom Aussehen hat mich der Wurzelstock ein bisschen an Ingwer erinnert. Verblüfft und stolz packte ich meinen Schatz ein.
NOMEN EST OMEN
Also, beim Blutwurz steckt die Kraft wahrlich in der Wurzel!
Diese läuft rot an beim Anschneiden und soll Blutungen stillen, repariert verletzte Blutgefäße und wirkt keimwidrig.
Die kleine Pflanze aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) ist die Gerbstoffdroge Nummer 1 (wegen ihres hohen Gehaltes von 15 – 20% Catechingerbstoffe) und wird vor allem in der Behandlung von diversen Durchfallerkrankungen eingesetzt.
Obendrein sollen die enthaltenen Gerbstoffe zentrieren, erden und verdichten. Sie sollen Menschen helfen, die sich schwer entscheiden können und nicht zu ihrer Mitte finden.
Ich hab‘ mir daraus eine Tinktur angesetzt, da ich sie vielseitig einsetzen kann. Und genau diese Tinktur hat sich mittlerweile in ein tiefrotes Blutrot verwandelt.
Für mich war diese Wandlung auf der Fensterbank sehr beeindruckend.
Am Anfang steht da so ein unscheinbar kleines Pflänzchen, welches aber so extrem stark verankert ist und eine so mächtige Wirkung in sich trägt.
WIE DU DIE TINKTUR ANWENDEST
1:5 – 1:10 verdünnte Tinktur mit Wasser als Wundauflage bei Schürfwunden, stark oder oberflächlich blutenden Wunden zur raschen Blutstillung, nässenden Ausschlägen, Ekzemen, leichten Verbrennungen.
Sehr zu empfehlen ist die Tinktur auch als Gurgelmittel, Spülung oder Pinselung bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum.
Bei oberflächlichen Verbrennungen 1. und 2. Grade und bei Sonnenbrand verwendest du die Tinktur im Verhältnis 1:1.
Mal sehen, vielleicht lasse ich mir daraus ja auch noch eine After-Sun-Lotion einfallen.
Aus einem saftigen Grün wächst ein leuchtendes Gelb und wandelt sich in ein mächtiges Rot.
Das Leben ist bunt!
Sabine von meinKraut
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